Katastrophe!

Eine Woche auf der Achterbahn.

Als wir am Donnerstagmittag mit Claudia & Kalle zum Flughafen aufbrechen, ahnen wir noch nicht, was da in den nächsten 72h auf uns zu kommt. Gut so. Denn wahrscheinlich wären wir ansonsten schreiend davon gelaufen. So aber machen wir uns frohen Mutes auf nach Faro.

Zurück zum Schlüssel

Auf der Autobahn unterhalten wir uns über das Prozedere des Dauerparkens am Flughafen, weil die Kallentins das von Mallorca kennen. Da fällt es mit plötzlich wie Schuppen von den Augen: Schlüssel abgeben…! Wir haben den Golf Schlüssel von Sonata und Stefan vergessen. Die beiden fliegen am  Sonntag ebenfalls nach Deutschland und lassen uns freundlicherweise ihren Golf am Flughafen stehen, damit wir  nächste Woche, nachdem alle unsere Fahrzeuge in einem Storage für die Sommerpause sicher untergestellt sind, zum Flughafen kommen und die beiden, am gleichen Tag wieder landend damit nach Hause fahren können. Die Übergabe des Zweitschlüssels hat bereits gestern statt gefunden und genau der hängt jetzt in Ingrina am Haken. Kacke! Also nächste Ausfahrt raus und die gut 30km zurück. Gesagt getan. Ne gute Stunde später sind wir wieder an der Stelle, an der der Fauxpas aufgefallen ist. Wir sind schon bedient, haben aber noch genug Zeit, um die schlechte Laune im Outlet Center in Faro zu vertreiben. In der Zwischenzeit hat uns auch transavia in einer sms mitgeilt, dass unser Abflug sich um eine Stunde auf 18.45 verschiebt. Also dann: Shoppen hilft immer!

Die zweite sms von transavia

bekommen wir auf dem Weg zum Terminal. Der Abflug verzögert sich um eine weitere Stunde auf 19.50 Uhr. Also das gleiche Dilemma, wie vor 2 Wochen beim Rückflug mit Anna. Aber wir bleiben guter Dinge und vertreiben uns die Zeit am Gate.

 

 

Bording und Abbruch, Abbruch, Abbruch

Um 19.15 Uhr beginnt das Bording. Um 19.40 Uhr stehen wir im Bus und warten auf die Abfahrt. Nächste sms von transavia: Die gelandete Maschine hat technische Probleme. Das Service Personal ist allerdings schon im Feierabend und muss erst zurückgeholt werden.
Weitere sms um 20.30 „Abflug 20.45 Uhr“ und um 20.50 „Abflug 21.30 Uhr“. Mittlerweile macht sich Unmut und Besorgnis breit:
Hat Eindhoven nicht ein Nachtflugverbot?

Wir fühlen uns so:

und etwas später fühlen wir uns so:

Nächste sms: „Abflug 22.00 Uhr“.

Keine Verlegung des Zielflughafens. Immerhin was.

Beim Einsteigen dann aber die nächste sms:

(Alb)Traum von Amsterdam!

Wir fliegen also nicht nach Eindhoven, sondern in das 140km entfernte Shiphol. Von da aus, so die Durchsage des Kapitäns, werden wir mit Bussen nach Eindhoven verbracht. Fahrtzeit: 1,5h! Heißt, wir sind gegen 3.30 Uhr in Eindhoven. Gut, dass das Parkhaus, in dem der Wagen der Kallentins steht, um 4.00 Uhr aufmacht…

3h Ruhe!

Um 1.22 Uhr gehen wir in den Sinkflug und erreichen wenig später den Flughafen Amsterdam-Shiphol

Der Bus nach Eindhoven?

Angeblich warten transavia-Mitarbeite*innen auf uns. Wir sehen aber niemand. Und so irren wir mitten in der Nacht durch den riesigen Flughafen und kommen nach gefühlt 10km an einem Bussteig an. Hier ist aber keiner. Wir sind vor dem Amoklauf. Kurz bevor wir uns ein Taxi kapern, kommt eine transavia Mitarbeiterin mit jede Menge Passagieren und Gepäck im Schlepptau. Die Reisegruppe „Eindhoven“. Da wir kein Gepäck dabei haben, waren wir schlicht und ergreifend zu früh am Bussteig. Wenig später rollt der erste Doppeldecker heran. Wir drängeln uns gnadenlos vor und ergattern einen Sitzplatz auf dem Oberdeck.

2.17 Uhr: Amsterdam, die Frisur hält!

Irgendwie ist uns jetzt alles egal. Was soll schon noch schief gehen…?! Wir rollen los und es passieren zwei Dinge gleichzeitig:

  1. Der Busfahrer ist eine Stimmungskanone und dreht den holländischen Radio Bollerwagen Sender voll auf und wir werden mit niederländischer Karnevalsmusik gefoltert
  2. Durch das Einladen des ganzen Gepäcks, war es dem Kutscher wohl warm geworden und so stellt er die Klimaanlage auf chicke 18 Grad. Die nächsten 1,5h Stunden sitzen wir also im Pinguinkäfig und werden mit holländischer Schrottmusik gepeinigt

OH MEIN GOTT!

 

Wir erreichen Eindhoven

Um 3.45 Uhr erreichen wir den Busbahnhof. Jetzt nur noch ein kleiner Fußmarsch und hoffen, daß das Parkhaus gleich aufmacht…

 

Wir rollen heimwärts

Um 4.11 Uhr sind wir auf der Autobahn Richtung Roermond.

5.05 – Wir erreichen das Berghheim

Nach 16h und 5 Minuten sind wir Zuhause. In der gleichen Zeit wären wir nach Los Angeles geflogen und hätten noch lecker zu Abend gegessen. Wir fallen tot ins Bett!

9.20 Uhr

Nach drei Stunden Schlaf klingelt der Wecker! Ein Gefühl im Kopf, wie 1989 beim Wecken im Luftwaffenausbildungsregiment I in Goslar. Um 13 Uhr beginnen die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum der SIGN+DESIGN mit uns als Ehrengästen. Vorher stehen aber noch Termine beim Arzt, Apotheke und Frisör an. KATASTROPHE!

Um 13 Uhr stehen wir geschniegelt und gestriegelt auf dem Betriebshof und begrüßen völlig im Sack den Bürgermeister. Nach dem dritten Mojito lüppt et! Es folgt ein perfekt von unserem Team organisiertes, einfach nur wunderbares Fest. Um 0.00 Uhr fallen wir komatös ins Bett!

Ein wirklich schöner Moment sei nicht unerwähnt: Unter den Gratulanten – mein Ausbilder Rudi Heinrichs (85), für den ich von 1984 bis 1994 in der Bauunternehmung R. Heinrichs und später in der Heinrichs Massivhaus GmbH sehr gerne gearbeitet habe. Von diesem Original durfte ich sooo viel lernen und die Idee des „Mietbauschildes“ übernehmen.

Wecker, die zweite

Heute steht keinesfalls relaxen an, sind wir doch auf die Hochzeit unserer lieben Freunde aus Goch, bei Franzi & Kevin eingeladen. Vorher versorgt uns die liebe Brigitte noch mit einem leckeren Frühstück bevor es dann um Eins losgehen soll.

Doch dann ruft Helen an – Piet hatte einen Unfall und ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Er hat sich beim Abbau bei S+D am Unterleib verletzt und muss genäht werden. Wir sollen uns aber keine Sorgen machen und schon mal nach Goch vor fahren. Mit reichlich Ameisen im Bauch machen wir uns auf den Weg.

Wir fühlen uns so:

Wir hoffen das Beste

und machen einen auf cool, und zwar so:

Hoch soll’n sie leben!

Die Location ist sensationell, alle sind freudiger Erwartung. 15.30 Uhr: Es kann losgehen! Gleichzeitig wird Piet in Viersen in den OP gerollt. Die freie Trauung ist Dank der tollen Rednerin „Hase“ ein echtes Erlebnis, dennoch wandert der Blick immer wieder zum Handy. 16.15 Uhr: Noch keine Nachricht vom Jung, dafür ein Gewitter über Goch. Die Hochzeit wird unterbrochen (was sonst an diesem Wochenende…!) und wir immer nervöser.
Eine halbe Stunde später geht es unter Schirmen weiter und Franzi und Kevin geben sich feierlich das Ja Wort. Ein wirklich wundervoller Moment. Leider für uns nicht lange, denn dann kommt die Nachricht, dass es sehr viel mehr als eine Fleischwunde ist, die Piet sich zugezogen hat. Wir machen uns sofort auf den Heimweg. Natürlich aber nicht, ohne dem Brautpaar herzlich zu gratulieren und ein langes,

gemeinsames, aber sorgenfreies Leben(!) zu wünschen.

Ein lange Rückfahrt

Anders als der Rückflug aus Faro, fühlte sich die Rückfahrt ins Krankenhaus ewig an und dabei war es nur ne knappe Stunde.
Piet ist wach und ansprechbar. Alles ist den Umständen entsprechend gut verlaufen. Aber wir sind alle völlig fertig. Wir gönnen dem Patienten seine Ruhe und fahren mit Helen zu Brigitte, die uns ein mal mehr beköstigt.

Als wir wenig später ins Bett fallen, verstehen wir die Welt nicht mehr.

Dr. Libam

ist der Spezialist, der Piet operiert hat. In einem sehr ruhigen Gespräch am frühen Sonntag Morgen, erklärt er uns vier, was passiert ist und wie es weiter geht. Wir sind diesem tollen Arzt unendlich dankbar und beschließen im Familienrat, den Rückflug zu wagen. Wir nehmen noch den Spruch des Tages auf der Stationstheke mit auf den Weg:

Wieder in Eindhoven

Sind das wirklich erst 72h her, seit der Landung am frühen Freitagmorgen?? Irre! Wir parken den Wagen auf einem Langzeit-Parkplatz. Die Maschine erkennt, dass unsere Reifen abgefahren sind. Darüber können wir nur noch müde lächeln. Dann bringt uns der Shuttle zum Terminal.

Schinkenwurst und der Bombentest II

Auch beim heutigen Sicherheitscheck besteht die rheinische Schinkenwurst alle Test und darf mit nach Portugal. Lecker!

Notfall na und?

Auf dem Flughafen scheint irgendwas passiert zu sein, denn es herrscht reger Betrieb auf dem Rollfeld. Wir rechnen schon (wieder) mit dem Schlimmsten, aber die transavia-Boing hebt pünktlichst in Eindhoven Richtung Portugal ab.

Sag doch einfach: „Wir fahren Golf“

Da wir ja den Fehler mit dem Golfschlüssel am Donnerstag noch rechtezeitig bemerkt haben, rollen wir jetzt völlig K.O. mit dem WeltAuto unserer Vermieter vom P2 in Faro Richtung untergehende Sonne!

 

 

 

Wir sind noch nicht an Schmitz-Backes vorbei!

Leider entwickeln sich die Dinge Zuhause nicht, wie erhofft. Und es hält uns nicht mehr im Paradies. Wir wollen zurück zum Jung! Also: transavia.com: Rückflug für Mittwoch gebucht.
6.45 Uhr Mittwochmorgen, ab ins Auto uns nach Faro zum Flughafen. Die Strecke kann ich im Schlaf. 4h später sind wir in Eindhoven und brettern mit der 40 Grad heißen A-Klasse über die A67 Richtung Duisburg.

Wir wollten Abenteuer, wir bekommen Abenteuer. Immer.

BG Unfall Klinikum Duisburg

Da Piet einen Arbeitsunfall auf dem Betriebsgelände hatte, ist er in der Obhut der Berufsgenossenschaft. Die ist mit dem Vorgehen in Viersen nicht einverstanden und ordnet die Verlegung an.

Ab jetzt wird alles gut!

Schon bei der Ankunft spüren wir eine neue Hoffnung. Piet ist erstuntersucht und die Ärzte blicken hier deutlich optimistischer in die Zukunft. Das hilft Piet&Helen, aber natürlich auch uns.
Am Freitag beginnt die Behandlung. Wir sind gespannt, aber guter Dinge!

Ein dickes Danke schön

geht raus an Lollo für die souveräne Erst-Hilfe, an das Ärzteteam im AKH Viersen für die schnelle OP, an Rudi Janz für die guten Ratschläge, an Eftemija und Marlene für die Auskünfte übers AKH, an Rolf Henrix für die Tipps zu einem BG-Unfall, an Tina für ihr AOK-Insiderwissen, an Brigitte für´s Catering, an Franzi & Kevin und alle experser für Euer Verständnis, an Sabine und Michael für die Osterkerze, die uns Hoffnung gebracht hat und an die liebe Helen, die tapfer an Piets Seite kämpft, wie eine Löwin(!) und an Euch alle, die ihr uns in den letzten Tagen und Stunden Mut gemacht habt. Gerade weil uns die Seele so sehr brennt, ist jedes liebe Wort und jede Umarmung Balsam für eben jene welche. Danke Euch allen!

 

Derweil im Paradiso….

Platz da! Leloh kütt!!

Ganz liebe Menschen aus der Heimat halten für uns die Stellung und die Fahne hoch im Paradiso. Gut so.

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