Gorch Fock Achtern voraus!

Das Sturmtief ist endlich weiter gezogen

Nach dem Wetterchaos der letzten Tage, beginnt der Tag heute mit Sonnenschein. Wie schön! Wir sitzen beim Frühstück auf der Terrasse und und genießen frisch gepressten Orangensaft und die Sonne auf unserer Haut. Da vibriert und unser lieber Vermieter Stefan meldet sich per Whatsapp: Die „Gorch Fock“ wäre soeben am Cabo San Vincente mit Kurs auf den Hafen von Portimao vorbei gesegelt. Cool! Das wollen wir uns natürlich ansehen. Obwohl angesehen, haben wir uns die Gorch Fock bereits im Januar in Stralsund…

Die Gorch Fock (1) in Stralsund
Die Gorch Fock (2) in Portimao

Zwei Schiffe ein Name – wie kann das sein?

Die Gorch Fock (1)

ist ein als Bark getakeltes Segelschulschiff. Das 1933 bei Blohm & Voss für die Reichsmarine gebaute Schiff ist nach dem Schriftsteller Gorch Fock benannt. Ab 7. November 1935 fuhr die Gorch Fock  als Segelschulschiff. Heimathafen wurde Stralsund.

Am 30. April 1945 stand die Rote Armee in Sichtweite der Gorch Fock. Gegen 12:30 Uhr dieses Tages erfolgte ein Beschuss durch sowjetischen Panzer. Die Gorch Fock erhielt während des 45-minütigen Beschusses drei Granattreffer, wobei Takelage und Rumpf leicht beschädigt wurden. Von deutscher Seite aus war am Morgen desselben Tages Sprengstoff an Bord gebracht worden. Dieser wurde mittels Zündschnüren gezündet. Das Schiff sank um 14 Uhr im Strelasund, mit stehenden Masten noch gut sichtbar. Nach dem Ende des Krieges wurde die Gorch Fock als Reparationsleistung der Sowjetunion zugesprochen. Den Auftrag zur Schiffshebung erhielt das Stralsunder Unternehmen „B. Staude Schiffsbergung“; die Bergungskosten wurden mit 450.000 Reichsmark veranschlagt.

Am 15. Juni 1951 wurde sie als Segelschulschiff Towarischtsch der Sowjetischen Marine mit Heimathafen Cherson am Dnepr in Dienst gestellt. Die Towarischtsch unternahm 1957 eine Weltreise und gewann 1974 und 1976 jeweils die Operation Sail.

Nach der Auflösung der Sowjetunion ging das Schiff 1991 in das Eigentum der Ukraine und ihrer Handelsmarine über; wegen Geldmangels wurde es 1993 deaktiviert. 1995 segelte sie zum letzten Mal, diesmal von Cherson nach Newcastle upon Tyne, wo private Sponsoren das Schiff reparieren wollten. Dieses Unterfangen scheiterte an den hohen Kosten.

1999 schließlich wurde die Towarischtsch, inzwischen in relativ schlechtem Zustand, mit Unterstützung des deutschen Vereins Tall-Ship Friends nach Wilhelmshaven gebracht, wo sie als Flaggschiff der Expo 2000 diente. Nachdem der letzte Liegeplatz der Gorch Fock bis 1945 Stralsund gewesen war, kehrte sie im Jahr 2003 dorthin zurück und liegt nunmehr im Stralsunder Stadthafen unter dem Namen Gorch Fock I an der sogenannten „Ballastkiste“ vor Anker.

Die Gorch Fock (2)

ist ein 1958 in Dienst gestelltes, als Bark getakeltes Segelschulschiff der Deutschen Marine. Sie ist ein neueres Schwesterschiff der im Jahr 1933 gebauten ersten Gorch Fock (!) und wie diese nach dem Schriftsteller Gorch Fock benannt. Sie segelt bis heute zur Ausbildung von Offizieren*innen für die Bundemarine.  Der Heimathafen ist Kiel, ihr Liegeplatz ist an der Gorch-Fock-Mole. Bis Januar 2011 legte das Schiff laut offizieller Statistik 741.106 Seemeilen zurück. Dabei wurden bei 439 Hafenbesuchen 180 verschiedene Häfen angelaufen und über 60 Hoheitsgebiete auf allen Kontinenten besucht.
Das Schiff wurde im Laufe der kommenden Jahre als „Botschafter Deutschlands unter Segeln“ weltweit bekannt. 1964 vertrat es Deutschland bei der Weltausstellung in New York. 1974 besuchte die Gorch Fock im Rahmen der Großseglerregatta Kopenhagen–Gdingen als erstes Kriegsschiff der Bundesmarine einen polnischen Hafen. Im August 1976 wurde sie bei der Großseglerregatta aus Anlass der 200-Jahr-Feier der USA zum Sieger. 2026 nimmt sie an der Neuauflage der Regatta zur 250-Jahr-Feier der USA teil, falls der idiotische Präsident Trump uns bis dahin nicht zum Feind erklärt hat…

 

Der Albatros

die Galleonsfigur der Gorch Fock seit 1958.

Zierde des 10ers

Die älteren unter uns werden sich noch gut erinnern: Jahrzehnte zierte das Konterfei der Gorch Fock den 10 Mark Schein und war dadurch nahezu jedem Bundesbürger bekannt.

 

Gänzlich unbekannt: Die Schwesterschiffe der Gorch Fock

Ursprünglich wurden bei Blohm+Foss nach dem Stapellauf der Gorch Fock (1) weitere 5 nahezu identische Schwesterschiffe gebaut. Vier davon sind bis heute im Dienst. Die Mutter der gleichnamigen „Gorch Fock Klasse“, die Gorch Fock (1) liegt seeuntüchtig im Hafen von Stralsund. Die ebenfalls vor dem Krieg gebauten Schwestern sind

Die Sagres (1938) ist das Segelschulschiff der portugiesischen Marine, die Mircea (1939) segelt in gleicher Funktion für Rumänien und die Eagle (1936) ist das Schulschiff der US Coast Guard. Die nicht mehr fertig gestellte „Herbert Norkus“ wurde 1945 im Skagerak unfertig versenkt. Ihre Takelage und Aufbauten wurden dann 1958 in der Gorch Fock (2) verbaut. Und genau diese Gorch Fock (2) liegt nur wenige Kilometer von uns vor Anker. Gemeinsam mit Sonata und Stefan wollen wir uns das ansehen…

 

 

Vor verschlossenen Toren

Das Schiff liegt im Marinahafen von Portimao. Und da das militärisches Sperrgebiet ist, klommen wir nicht wirklich nah an die Gorch Fock heran. Mist! Während wir sehnsüchtig durch den Zaun spähen, kommen zwei Matrosen vom Schiff auf den Weg in die Stadt. Wir fragen nach einer Besichtigungsmöglichkeit. Sie müssen uns enttäuschen, hier in Portimao ist das leider nicht möglich. Aber sie haben einen tollen Tipp für uns. Morgen am Sonntag, läuft die Gorch Fock um 10 Uhr aus. Und dabei kommt sie natürlich am zivilen Hafen und der Promenade vorbei. Optimal für neugierige deutsche Fans. Wir freuen uns und natürlich kommen morgen wieder.
Wir fahren auf die andere Seite der Bucht um zumindest eine erste Ansicht zu erhaschen. Gesagt. Getan.

Majestätisch

Das ist schon irgendwie was besonderes, dieses sehr erhabene Schiff hier, fern der Heimat zu sehen. Wir freuen uns schon, morgen beim Auslaufen dabei zu sein. Wir gehen ins Städtchen und stärken uns beim Italiener. Auf dem Weg zurück, liebäugeln wir mit der tollen Aussicht, nur ein wenig getrübt von „herumliegenden“ Booten und einem uns sich in den Weg stellenden alten Vierbeiner.

Coole Moppeds

Nicht nur wir fahren ein Kult-Fahrzeug. Die Portugiesen können das auch.

Wellen gucken

Auf dem Heimweg biegen wir noch kurz zur Westküste ab. Das schlechte Wetter ist gegangen. Die Wellen sind aber noch mächtig. Und das an einem sehr beeindruckenden Strand. Nur knapp 10min. von Ingrina entfernt.

Sonntag 0600 – Alarm!

Booah. Als der Wecker uns aus dem Tiefschlaf zerrt, wissen wir ersteinmal gar nicht, wo oben und unten ist. Vor der erneuten Fahrt nach Portimao ist die Formel 1 zu Gast in unserem Wohnzimmer. Allerdings nicht um 6 Uhr, sondern Start um 7. Scheiß Zeitverschiebung.
Gefühlt liegen zwischen Start und Zieleinlauf ne halbe Stunde. Was ist denn dazwischen passiert.

Frühstück

und los geht´s. Wir fahren zu Sonata und Stefan und holen diese in Lagos ab. Kurzer Fahrzeugwechsel, müssen wir doch mal, um mitreden zu können, Tesla fahren. Mal abgesehen vom faschistischen Erbauer, lüppt der Renner echt geil. Hat Spaß gemacht.

Wir warten auf die Vorbeifahrt

Mit uns gemeinsam tun diese auch einige Passanten an der Hafenmoole und einige völlig Verrückte auf einer Schaluppe, die die Gorch Fock wohl aus dem Hafen begleitet.

Gänsehaut pur

Die komplette Mannschaft ist an Deck angetreten und der Kommandant gibt den Befehl zum Auslaufen. Ohne heroische wirken zu wollen, aber das war schon ein besonderer Moment. Nach all den schlechten Nachrichten der letzten Jahre, die Unzufriedenheit mit der Heimat, fährt die Gorch Fock nur wenige Meter von uns entfernt vorbei. Die Seeleute winken uns zu und wir genießen den Moment. Stark!

 

Noch flott zum Kapp von Lagos

denn wir wollen die Gorch Fock gerne noch unter Segeln sehen. Wir müssen einen Augenblick suchen: Dann sehen wir die stolze Dreimast-Bark.

Der Sommer kommt…

Und während die Segel mit dem Horizont verschmelzen fällt uns auf, das das Wetter sich dreht. Endlich.

Leuchtturmwärter ist begeistert

Auch unser LEGO Leuchtturm-Wächter hat Spaß am Filmchen „nimm mich mit Kapitän auf die Reise…“

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